Kosten-Nutzen Überlegungen von Unternehmen in der dualen Berufsbildung: Wie relevant sind sie?
Wie können Unternehmen davon überzeugt werden, sich in der dualen Berufsbildung zu engagieren? In etablierten dualen Berufsbildungssystemen übernimmt die Wirtschaft eine zentrale Rolle. Dies ist in vielen anderen Ländern (noch) nicht der Fall. Um die Wirtschaft davon zu überzeugen, sich (stärker) an der Berufsbildung zu beteiligen, muss man verstehen, wie Unternehmen ihre Entscheidungen treffen. Weltweit sind Unternehmen in der Regel gewinnorientiert, d.h. sie denken in erster Linie an Kosten und Nutzen. Bzgl. einem Engagement in der Berufsbildung, neigen sie jedoch dazu, nur die Kosten zu sehen und übersehen dabei oft den produktiven Beitrag der Lernenden – ein Beitrag, der beträchtlich ist und mit der Zeit und dem Lernen wächst. Die Visualisierung von Kosten und Nutzen der dualen Berufsbildung hilft den Unternehmen, diese besser zu verstehen, sowohl die kurz- als auch die langfristigen. Genau das machen Kosten-Nutzen-Analysen. Sie zeigen auf, ob (Analysen) bzw. wann (Simulationen) der Nutzen die Kosten übersteigt. Dies kann bereits während der Ausbildung (kurzfristig) oder erst danach (langfristig) der Fall sein. Die beiden Abbildungen veranschaulichen die Elemente von Kosten-Nutzen Studien und das theoretische Modell hinter den Studien. Um zu verstehen, wie die Situation in einem spezifischen Kontext aussieht, müssen jedoch zwingend Daten von Unternehmen im jeweiligen Land erhoben werden.
Es gibt verschiedene Arten von Kosten-Nutzen Studien. Grundsätzlich kann zwischen drei Arten unterschieden werden:
- Evaluierungen:
Evaluationen liefern ein genaues Bild über die tatsächlichen Kosten und den Nutzen von bestehenden Ausbildungsprogrammen. Dazu müssen die Unternehmen jedoch einen umfangreichen Fragebogen ausfüllen, weshalb die Datenerhebung oft eine große Herausforderung ist. Dies gilt insbesondere für Kontexte, in denen Unternehmen sich nicht gewohnt sind, solche (durchaus sensiblen) Informationen zu liefern. - Simulationen:
- Mit Hilfe von Simulationen wird geprüft, ob die duale Berufsbildung in einem Beruf oder Land, in dem es den Ansatz noch nicht gibt, unter dem Gesichtspunkt des Kosten-Nutzen-Verhältnisses funktionieren könnte. Dazu werden Daten vom lokalen Kontext (z. B. Lohndaten aus öffentlichen Statistiken und Informationen über Einstellungskosten) mit Annahmen aus den dualen Systemen (z. B. Produktivität der Auszubildenden etc.) kombiniert.
- Projektionen:
- Projektionen eignen sich, wenn ein Projekt bereits angelaufen ist, es aber noch keine Absolventen gibt. Sie werden damit in Situationen angewendet, in denen die tatsächlichen Kosten noch nicht erfasst werden können, man aber trotzdem schon etwas über die Kosten-Nutzen-Situation des jeweiligen Ansatzes wissen möchte. Dieser Ansatz ist weit weniger verbreitet als die Evaluierungen und Simulationen.
Bei allen drei Arten können die Fragebögen und Materialien aus der Schweiz und Deutschland als Referenz herangezogen und an den jeweiligen Kontext angepasst werden. Da alle Ansätze einen erheblichen Zeit- und Ressourcenaufwand erfordern, ist es wichtig, im Vorfeld sorgfältig zu prüfen, welche Methode für den jeweiligen Kontext geeignet ist. Darüber hinaus muss beurteilt werden, ob eine Kosten-Nutzen-Analyse wirklich das geeignetste Instrument ist, um die Schlüsselfragen im jeweiligen Kontext zu beantworten – die Kosten sind nicht immer der Hauptgrund, warum sich Unternehmen nicht an der Ausbildung beteiligen, andere Rahmenbedingungen können beim Entscheid im Vordergrund stehen.
Eine detaillierte Vorstellung der obigen Ausführungen bietet der Beitrag der DC dVET-Mitarbeiterin Dr. Katharina Jaik:
Für weitere Informationen zum Thema schauen sie unsere weiterführenden Materialien an (alle in Englisch) und/oder kontaktieren Sie uns direkt (coordination@dcdualvet.org).